Yves Parlier - "Hydraplaneur" fliegt
Yves
Parlier hat mit Abstand das innovativste Segelprojekt
der letzten zehn Jahre aus der Taufe gehoben. Bei der
Taufe vor ca. drei Wochen wußte man zuerst nicht
so recht was anzufangen mit dem Boot. Wie erste Trainingsergebnisse
nun gezeigt haben ist Parliers "Hydraplaneur" auch extrem
schnell - ein echter Durchbruch
"Hydraplaneur" ist eine Art Mischung aus Wasserflugzeug-Schwimmern
und der glücklosen "Team Philips" von Pete Goss
- ein extrem breiter Kat, kombiniert mit einem Doppelrigg.
Allmählich werden Eckdaten zu dem Schiff bekannt, die
einen staunen lassen. Die 40-Knoten-Grenze soll der
Kat locker knacken, das Ganze sogar bei Seegang bis
zu 1,6 Meter Höhe. Den bislang schnellsten Mehrrumpfern
seiner Größe (60 Fuß), den Orma-Tris, soll das Boot
ab 24 Knoten Boatspeed das Heck zeigen, weil er dann
so gleitet, dass sich seine benetzte Fläche radikal
verringert und der Kraftaufwand für höhere Geschwindigkeiten
gering ist. Transatlantik-Rennen, sogar einhand, sowie
Speed-Streckenrekorde stehen auf dem Programm. Bei Testfahrten
vor Arcachon segelte das Schiff bei schwachen bis mittleren
Winden schon 21 Knoten.
Mehr Infos zu "Hydraplaneur"
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Wer das Boot ansieht, weiß zunächst gar nicht so recht,
wo man anfangen soll, um zu beschreiben, was eigentlich
anders ist als bei normalen Kats. Natürlich zunächst
die Rümpfe. Sie brechen mit den bisherigen Regeln für
Kats, die durch schlanke Rümpfe wenig benetzte Fläche
haben und so den Widerstand im Wasser reduzieren. So
erreichen sie hohe Geschwindigkeiten, haben aber auch
einen Nachteil: Sie können nicht ins Gleiten kommen.
Dafür fehlt ihnen schlicht die nötige Oberfläche. "Hydraplaneur"
geht da den Weg der Wasserflugzeug-Rümpfe: Ein breiter
V-Spant erzeugt viel Auftrieb und drückt den Rumpf aus
dem Wasser, dadurch wird die benetzte Fläche auf
ein Minimum reduziert - wie bei einem 18Foot Skiff.
Die Frage ist nur ob Parlier neuen Boot auch bei über
35 Knoten noch zu kontrolieren ist. Extrem schnelle
Skiffs, die gleiten, haben breite Hecks, die für Rollstabilität
sorgen, und die Stabilität um die Längsachse erzeugt
die Crew durch das Verschieben des Gewichtsschwerpunkts,
indem sie ihre Position im Trapez variiert.
Mit Hilfe eines ausgeklügelten Systems aus Wasserballast-Tanks,
Foils (Schwerter und Ruderblätter) sowie dem Doppelrigg
soll die
"Hydraplaneur" auch bei viel Wind unter Kontrolle gehalten
werden . Das Doppelrigg soll die Tendenz des Bootes
zum "Pitchpoling", dem gefürchteten kentern über
den Bug, verringern. Außerdem helfen die voluminösen
Rumpfe dieses Problem zu lösen.
Das Doppelrigg ist es auch, das im ersten Moment den
Eindruck nahelegt, Parliers Boot gleiche "Team Philips"
von Pete Goss. Doch das ist ein gewaltiger Trugschluss,
denn hinter den Booten stecken trotz ähnlicher Erscheinung
andere Grundideen: "Team Philips" sollte Wellen mit
seinen extrem schlanken Rümpfen durchschneiden, nicht
gleiten, und seine Riggs waren völlig unverstagte Profile,
die dazu noch, um 360 Grad drehbar, tief in den Rümpfen
verankert waren. Die Masten von "Hydraplaneur" stehen
auf dem Beam und sind durch einen Flügel im Masttopp-Bereich,
Stagen und Backstagen gehalten. Darüber hinaus schotet
Parlier seine Segel über konventionelle Traveller, während
Goss damals auf ein Gabelbaum-System ähnlich der Surf-Segel
setzte. Darüber hinaus sollte "Team Philips" nur in
Schwachwind-Bedingungen ein Vorsegel fahren, während
Parliers Boot auf "normale" Vorsegel und sogar einen
Gennaker setzt.
Daten
und Ansichten
Länge: 18,28 m (60 Fuß)
Breite: 15,05 m
Verdrängung: 4,5 t
Tiefgang: 3,8 m
Masthöhe: 24 m
Segelfläche am Wind: 240 qm
Segelfläche raumschots: 390 qm
Konstrukteur: Chantier Naval de Larros / Thierry
Eluère
Skipper: Yves Parlier |
In langsamer Fahrt verdrängen die Rümpfe
auf herkömmliche Weise
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Ab einer gewissen Geschwindigkeit erzeugen
die Rümpfe hydrodynamischen Auftrieb,
die besondere Form verringert den Widerstand
so weit, dass Gleiten möglich wird
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Zu Yves Parlier noch folgendes: beim Einhandrennen
"Vendée Globe" 2001 gelang es Parlier
die Seglerwelt zu verblüffen, als er in einer einsamen
Bucht Neuseelands seinen gebrochenen Kohlefaser-Mast
an Deck in einem selbst gebastelten, improvisierten
Aushärteofen flickte und dabei keinen Fuß
an Land setzte, um das Rennen regelkonform zu beenden.
Graphiken und weitere Informationen: www.parlier.org
(in französischer Sprache)
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