Die Doldrum Lotterie

Die Doldrums sind ein eigenartiger Platz. Ein Platz den jeder Segler hasst. Es ist der unberechenbare Faktor in diesem Rennen. Stürme und Tiefdruckgebiete kann man vorhersagen und man kann mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit sagen, wie der Wind dreht und wo man diesen Winddreher erwischen soll. Ganz anders ist es in den Doldrums, hier wechseln stundenlange Flauten mit heftigen Gewitterböen.

Die Gewitter sind auch das größte Problem, die Wolken sind leicht zu erkennen- auch nachts - schließlich haben die Boote Radar. Das Problem ist: Man weiß nie was in der Wolke drin ist. Bekommt man eine flotte 30 Knoten-Bö für vielleicht 30 Minuten - Jackpot - schon hat man leicht 10-15 Meilen auf die Konkurrenz gut gemacht und aus diesen Vorsprung können mit Glück leicht 50 - 60 Meilen oder mehr werden. Gerät man in das Zentrum oder auf die falsche Seite der Wolke - game over - man hat eine berechtigte Chance für mehrere Stunden ohne jeglichen Wind zu verbringen. Beim letzten Volvo Ocean Race hat die bis dahin hervorragend platzierte "Amer Sports One" zwei solcher Wolken auf der falschen Seite erwischt und vorbei war es mit dem Traum, den späteren Gewinner "Ilbruck" noch einmal unter Druck zu setzten.

Wie es aussieht, sind sich fast alle Open 60 recht einig, wo sie die Doldrums durchqueren wollen. Sie haben sich wie auf einer Perlenkette aufgereiht. An den Platzierungen hat sich nicht viel geändert, "Virbac" hält den Vorsprung auf "Sill" konstant, die ihrerseits versucht den 60 Meilen Vorsprung auf "Ecover" zu halten. Der Verlierer der letzen 24 Stunden war "Team Cowes", deren westliche Route nicht den versprochenen Erfolg brachte. Folglich ruschte "Team Cowes" wieder auf den sechsten Rang zurück. Allerdings kann in den Doldrums ja noch viel passieren.

Die vier führenden ORMA 60 Tris ziehen einsam ihre Bahnen vor dem restlichen Feld. Wobei ein heißer Kampf um Platz zwei entbrannt ist. "Géant" mit Multitalent Michel Desjoyeaux ist heute nachmittag wieder an Karine Fauconnier mit "Sergio Tacchini " vorbeigezogen und hat so wieder seinen zweiten Rang zurückerobert. Jedoch hat auch "Belgacom" noch reelle Chancen auf den zweiten Platz. Die Wahrscheinlichkeit, daß Franck Cammas auf "Groupama" seinen ersten Platz bis zum Ziel in Brasilien noch einbüsst, ist eher gering.

Die Einzigen, die noch auf diese Vierergruppe aufschließen könnten, sind Marc Guillemot & Yann Guichard auf "Biscuits La Trinitaine". Das Team aus La Trinite ist bis auf 20 Meilen auf den letzten der Führungsgruppe "Sergio Tacchini " herangekommen und ist zur Zeit gute 6 Knoten schneller, als die Boote voraus.

Wie die Open 60s werden auch die ORMA 60 Tris morgen die Doldrums erreichen, insofern kann Michel Desjoyeaux noch darauf hoffen, ein klein wenig an Franck Cammas heranzukommen. Allerdings haben die Doldrums nicht einen so großen taktischen Einfluß auf die Multis, da sie schon bei sehr wenig Wind hohe Geschwindigkeiten erreichen und dadurch auch wieder sehr schnell aus den Doldrums heraus sind.