Americas Cup - Finale 2. Tag



Team New Zealand verliert auf der Ziellinie

Russel Coutts schlug seinen ehemaligen Lehrling Dean Barker praktisch auf der Zielline in einem Rennen welches praktisch schon für Team NewZealand entschieden war. Kurz vor der Zieline ließ sich Dean Barker in ein Luvmanöver mit Alinghi verwickeln und verlor so ein schon sicher geglaubtes Rennen.

Nach der zweiten Niederlage in Folge fangen nun im Team NewZealnd alle Alarmsirenen an zu heulen. Seit 1995 ist das Neuseeländische Team das erste Mal in der Defensive. Was auch neu ist, ist das zum ersten Mal im Americas Cup zwei scheinbar gleich schnelle Boote aufeinander treffen. Fast immer in der Geschichte des Americas Cup war ein Boot stark überlegen. Der Layday am Montag dürfte Team NewZealand zu paß kommen, um ihre Kampagne wieder auf die Straße des Erfolges zu führen.

Allerdings muß man zugunsten der Neuseeländer auch festhalten das die heutigen Bedingungen mit 8-10 Knoten Wind die Achillesferse von NZL-82 ist.

Alinghi (SUI-64) beat Team New Zealand (NZL-82) – Delta: 0:07
Alinghi leads Team New Zealand in the best-of-nine series, 2 – 0.


Alinghi taucht diesmal mit blau ohne Wegerecht ein. Die Schweizer sehen beim dial up sehr stark aus. Beim Aufschießer lassen sie schnell die Fochschot ausrauschen und stoppen dadurch sehr effektiv. Die Kiwis schießen geradezu in Luv vorbei und haben keine Chance, eine kontrollierende Position auf der rechten Seite von Alinghi einzunehmen. Sie müssen wegwenden Danach ist Alinghi am Heck und führt schließlich zur Linie. Team New Zealand ist in der Defensive.

Dean Barker muss schließlich beim Start wegwenden und Alinghi die bevorteilte linke Seite überlassen, Nach einer erneuten Wende beginnt ein langer Speedvergleich mit Wind von Steuerbord. Das ist es, worauf alle gewartet haben. Jetzt muss sich zeigen, was Hula wirklich wert ist. Aber es tut sich lange Zeit nichts zwischen den beiden Booten. Es scheint, dass Alinghi höher segelt aber Team New Zealand schneller. Der Weg nach Luv (VMG) ist gleich. Alinghi erwischt, wie beim Start geplant, links etwas mehr Wind und einen kleinen Dreher. Coutts wendet, aber er schafft es knapp nicht, vor Barkers Bug zu kreuzen. Erst kurz vor der Tonne funktioniert es Dank mehr Wind auf der linken Seite. Alinghi ist an der Luvtonne 12 Sekunden vorne.

An der Kreuz waren beide Boote gleich schnell. Jetzt muss sich Hula auf dem Vorwindkurs beweisen. Da soll die Designinnovation besonders wirksam sein. Und tatsächlich, die Kiwis können tief halten und greifen mit gutem Speed auf die Leeseite an. Wenn Alinghi jetzt halst und Barker schnell mit dem gleichen Manöver reagiert, liegen die Schweizer sofort im Windschatten. Alinghi rollt das Stagsegel weg, dreht an und.... dreht wieder zurück. Eine Scheinhalse. Aber Barker hat aufgepasst. Erkopiert das Manöver. Noch einmal das gleiche Spiel und dann beim dritten Mal funktioniert es. Barker lässt sich täuschen und halst nach links. Alinghi fährt mit freiem Wind nach rechts. Aber es bringt nichts für Alinghi. Im Gegenteil. Barker bekommt Wind und wandelt den Rückstand in eine 34 Sekunden Führung um. In der letzen Halse wechselt das Team den Spinnaker. Ein perfektes Manöver, aber es ist zu spät. Die Neuseelädner sind vorbei.

Auf der folgenden Kreuz zeigt Russel Coutts Geduld. Sie greifen nicht hektisch an sondern folgen konservativ. Einige interpretieren das schon als Resignation. Denn der Abstand wird größer und Alinghi folgt immer noch ohne sich zu wehren. Aber kurz vor der Tonne haben die Schweizer nach ein paar wohlüberlegten Wenden plötzlich den Abstand halbiert auf insgesamt 26 Sekunden.

Alle erwarten jetzt, dass das Rennen gelaufen ist und NZL 82 wieder vor dem Wind wegfährt. „Mit dem Spinnaker ist es eine Rakete“, lässt der Neuseeländische Live Kommentator verlauten. Weit gefehlt. Alinghi holt 8 Sekunden auf und macht damit deutlich, dass der Wind auf dem ersten Spikurs für den Verlust verantwortlich war. An der Leetonne ist Alinghi auf 14 Sekunden dran, und man hat das Gefühl, jetzt setzen sie auf der Kreuz zum Überholen an. Nach einer schnellen Wende könnten sie eigentlich die überlegene Höhe ausspielen und die Kiwis abkneifen. Aber es klappt nicht. Also greift Coutts in die Trickkiste. Scheinwende, und noch eine, und noch eine... Beide Boote stehen fast auf der Stelle und wenden trotzdem. Jetzt zählt die Crewarbeit. Wer bekommt sein Boot schneller wieder zum Laufen. Und dabei zeigen die Kiwis, dass sie sich nicht vor Alinghi zu verstecken brauchen. Sie parieren alle Angriffe. Das ist meisterhafter Sport. Coutts will nicht zurückstecken und startet ein Wendeduell mit insgesamt 33 Wenden. Team New Zealand deckt aggressiv die linke Seite ab, die auf allen Schenkeln bisher die bessere war. Und auch diesmal weht der Wind dort frischer. Der Vorsprung wächst wieder um 12 auf 26 Sekunden. Es ist erstaunlich, wie hartnäckig Alinghi das Wendeduell durchzieht, obwohl das Team bei jeder Wende minimal verliert.

An der Luvtonne scheint das Rennen schon gelaufen. Aber dann kommt das entscheidende Manöver von Alinghi: Ein tack-jibe-set. Sie kommen mit Wind von Steuerbord an die Tonne, wenden (tack), und halsen (jibe) sofort und ziehen dabei den Spinnaker hoch (set). Team New Zealand halst zwar parallel ist aber schon so weit voraus, das Alinghi frei auf die linke Seite kommt. Dort weht wieder deutlich der bessere Wind. Alinghi kommt näher und näher. Ihr Trimm sieht deutlich anders aus als beim Gegner. Der hat seinen Mast weit nach vorne gekippt. Murray Jones im Mast freut sich: „good pressure, good pressure“, ruft er durchs Mikrofon. Aber dann ist die Anliegelinie zum Ziel erreicht. Alinghi muss halsen und Barker geht mit. Er muss nur noch gerade ins Ziel fahren. Russel Coutts auf Alinghi luvt extrem an für einen letzten verzweifelten Angriff und was er nicht erwartet hätte: Barker geht mit. Es ist der entscheidende Fehler. Alinghi ist deutlich schneller, „weil wir einen flacheren Spi gesetzt hatten, der insgesamt viel besser lief als der andere auf der ersten Vorwind-Strecke.“

Die Schweizer passieren fast unbehelligt, halsen noch zweimal und sind als Sieger im Ziel. „Das war unglaublich. Damit hätten wir selbst nicht mehr gerechnet“, sagt ein überglücklicher Schümann. So ausgelassene Freude hat man auf dem Schweizer Schiff selbst nach dem Louis Vuitton Cup nicht gesehen.



   

 
 
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