Desaster für Team New Zealand
Eins
zu null für Alinghi. Team New Zealand muss 25 Minuten nach
dem Start aufgeben.
Alinghi hat seinen ersten Sieg im America’s Cup Finale eingefahren.
Großer Jubel kam allerdings nicht auf. Denn das Schweizer
Team mit Jochen Schuemann profitierte vom Ausfall des Heimteams
nach der Hälfte der ersten Kreuz.
Es hätte ein grandioser Segeltag werden koennen. Blauer Himmel,
22 Knoten Südwest-Wind, kurze steile ein Meter Welle, kurz:
Kaiserwetter. 2500 Zuschauerboote laufen in den Hauraki Gulf aus,
darunter zwei riesige Kreuzfahrtschiffe. Alle wollen den großen
Showdown erleben. Funktioniert der Hula? Ist Team New Zealand wieder
schneller? Werden die Nerven des jungen Kiwi Teams halten? Das sind
die wichtigen Fragen, die alle beschaeftigen.
Mit ohrenbetäubendem Hornsignalen wird das Heimteam verabschiedet.
Hubschrauber mit riesigen schwarzen Flaggen bedruckt mit dem „loyal“
Schriftzug eskortieren die beiden Schiffe auf die Bahn. Aber auch
Alinghi wird sportlich verabschiedet. Ein kurzer aber herzlicher
Applaus. Vergessen ist die unsportliche blackheart Kampagne.
Vielleicht fühlen sich die heimischen Fans aber auch zu sicher.
Denn das Wetter scheint für ihr Boot gemacht. Alle Spekulationen
über die Design Innovation Hula verdichteten sich auf die Aussage,
dass sie zumindest bei starkem Wind von Vorteil ist. Noch 25 Minuten
bis zum Start. Jochen Schuemann greift die Wasserflasche wäscht
das Salz von den Händen und fährt sich durch die Haare.
Cool down. Waehrend das Team den letzten von sechs Probeanlaeufen
zur Startlinie uebt geht er zum Heck und telefoniert ein letztes
Mal mit dem Wetterteam. Welche Seite ist bevorteilt? Wie wird sich
der Wind entwickeln?
Team New Zealand ist spät dran. Die letzten Geschwindigkeitstests
mit dem Sparringsboot funktionierten nicht, weil NZL 81 ein Materialproblem
hatte. Und auf dem Rennboot NZL 82 gab es auch ein Problem mit dem
Schloss des Genuafalls am Mast. Ein Ruck ging durch das Boot, als
das Schloss brach, alle sahen nach oben, aber der Rest hielt. Die
Genua konnte ohne Probleme an einem Ersatzschloss gesetzt werden.
Doch die Reparatur hat Zeit gekostet. Nur drei mal können die
Kiwis die üblichen Probeanlauefe für die Startlinie unternehmen.
Noch fünf Minuten. Die Eintauchzeit beginnt. Eigentlich sollte
Omega Botschafterin Cindy Crawford den Schuss abgeben. Aber die
hat nach einem ähnlichen Versuch für ein Golfturnier davon
Abstand genommen. Der Schuss ging im wahrsten Sinne des Wortes nach
hinten los.
Alinghi, mit Wegerecht von der rechten Seite eintauchend, verzichtet
beim ersten Zusammentreffen auf den dial up. „Das ist durchaus üblich
bei so einem starken Wind“, sagt Beobachter Ian Walker, Skipper
des britischen ACC Bootes. „Man kann dabei viel kaputt machen, und
Alinghi will offenbar kein Risiko eingehen.“ Das zeugt von Selbstbewusstsein.
Coutts will nicht etwa schon beim Start alles entscheiden. Das würde
die Taktik sein, wenn sein Schiff bei diesen Bedingungen langsamer
wäre. Aber davon geht er offenbar nicht aus. In der Folge ist
das Vorstart Manöver unspektakulaer.
Alinghi entscheidet sich für die Leeposition, Team New Zealand
hat eine starke Position in Luv. Alles kommt auf den Speed an. Es
sieht gut aus fuer die Kiwis. Der Wind dreht leicht nach rechts
und sie haben schnell eine halbe Bootslaenge Vorsprung.
Aber Alinghi hält mit. Und als der Wind wieder fünf Grad
zurück dreht, ist das Spiel wieder offen. Im Vegleich fällt
auf, dass Team New Zealand mit etwas mehr Kraengung segelt. Das
erstaunlich, denn der tiefe Schwerpunkt der langen Bombe sollte
eigentlich für mehr Stabilität sorgen. Aber solche Vergleiche
werden schnell hinfaellig. Denn Dean Barker bekommt ernsthafte Probleme.
Sein Boot laeuft voll Wasser. Es wird so schlimm das ein Crewmitglied
beginnt, mit einem Eimer zu schoepfen. Aber er hat keine Chance.
Immer mehr Wasser laeuft über die Backbord-Seite ins Schiff.
Sechs Tonnen, schäetzt Syndikats-Chef Tom Schnackenberg spaeter.
Das Desaster nimmt seinen Lauf. Alinghi faert langsam in Lee raus,
auch beguenstigt durch einen Linksdreher. Team New Zealand muss
14 Minuten nach dem Start wegwenden. Nach insgesamt 25 Minuten bricht
das Grossbaumende. Das Rennen ist so gut wie zuende. Aber das ist
noch nicht alles. Kurz darauf bricht der Schäkel am Genua Hals.
Das Vorsegel muss geborgen werden. Dabei ist das Profilvorstag so
aufgebogen, dass auch die Ersatzfock nicht hält. Es ist tragisch.
Das Rennen ist zuende. Alinghi fährt den Kurs im Schongang
ohne Spinnaker alleine ab und kann den ersten Sieg verbuchen.
„Es war ein Nicht-Event“, sagt Jochen Schümann danach und es
klingt fast ein wenig enttäuscht. Er ist überrascht von
den Problemen der Kiwis. Aber das gehöre eben auch zum Spiel.
Schümann sieht aber noch keinen Grund zur Entspannung. Die
Wettervorhersage fuer Morgen besagt deutliche leichteren Wind um
12 Knoten. Da kann alles ganz anders aussehen.
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